
Abenteuer beginnt, wo Komfort endet: Unsere verregnete Schnorcheltour zur Isla del Caño
Was ich vom Regen über das Reisen lernte oder warum ein Plastikcape demütig macht
Der Himmel war schon um 6 Uhr grau und regenverhangen, als wir in aller Frühe zur Schnorcheltour zur Isla del Caño aufbrachen. Als mich mein Partner fragte, ob wir ein Regencape benötigen würden, verneinte ich ganz selbstverständlich. Eine Tour macht man doch bei Sonnenschein und angenehmer Brise. Ebenso, wie es uns auf Instagram-Fotos und den Werbeplakaten der Touranbieter angepriesen wird. Die Desillusion war vorprogrammiert.
Die Isla del Caño ist nur per Boot über den offenen Ozean zu erreichen, etwa zwei Stunden von Sierpe aus. Uns empfing tiefdunkelblaues Wasser, dessen träge Oberfläche uns eines Besseren belehrte und uns in 3 Meter hohen Wellen vor sich herjagte. Was für ein Spaß!
Dann tat sich eine Regenwand vor uns auf und verschluckte uns von einem Moment zum anderen. Ab da schalteten meine Sinne auf Stand-by. Den Kopf eingezogen wie eine Schildkröte, geschützt durch eine Kappe und Sonnenbrille, über welche sich die Elemente wohl schlapp lachten. Ein heulender Wind, der uns die Regentropfen mit solcher Wucht entgegenschmetterte, dass ich dachte, meine Haut löst sich jeden Augenblick ab. Bewegen? Nicht möglich. Sehen? Nicht möglich. Hören? Nicht möglich. Fühlen? In all seinen Facetten. Ausharren. Ich ging in Überlebensmodus über.
Ein netter Sitznachbar, der wohl Mitleid mit uns hatte, lieh uns ein einfaches Plastikcape, das wir wie eine Schutzmauer vor uns zu halten versuchten. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals so dankbar für eine simple Plastikfolie war. Stumme Einheit in der Gruppe. Und was dachte ich in diesem Moment? Nicht viel – ich war so beschäftigt mit dem bloßen Sein. Wir fühlten uns lebendig!
Die Natur hat uns an diesem Tag ein anderes Gesicht gezeigt – eines, welches wir in unserer täglichen Suche nach Komfort gerne vergessen. Natur ist nicht dafür da, uns zu gefallen oder Reichweite auf Social Media zu generieren. Sie ist auch rau, wild und unbequem und das ist gut.
Und auf einmal werden wir für unser Ausharren belohnt. In der Ferne sehen wir zwei Fontänen, die nicht weit voneinander entfernt aus dem Wasser schießen. Eine Buckelwalmutter mit ihrem Kalb. Wir folgten ihnen für einige Zeit und sahen sie mehrere Male auftauchen, da das Junge circa alle drei bis fünf Minuten zum Luftholen an die Oberfläche muss. Ich senkte den Blick nach unten, auf die dunkle Wasseroberfläche und direkt am Boot vorbei schwamm gemächlich eine etwa einen Meter lange schwarze Seeschlange mit gelb gepunktetem Schwanz. Ein hochgiftiges Exemplar, wie uns unser Tourguide mitteilte.



Nun voller Euphorie und mit konzentrierten Blicken suchten wir unermüdlich den Ozean ab und hatten erneut Glück. Eine Delfinschule von gepunkteten Schlankdelfinen (Stenella attenuata) begleitete uns für eine Weile. Mein Herz machte einen Satz, als auf einmal ein etwa 40cm kleines Kalb neben seiner Mutter vor dem Bug aus dem Wasser sprang. Über die Reling lehnend, hörte ich mich nur rufen: „Hast du das Baby springen sehen?“.
Bevor man von Sierpe aus den offenen Ozean erreicht, durchquert man einen weitläufigen Mangrovenwald. Während wir gemächlich durch seine vielen Gezeitenarme trieben erzählte uns unser Tourguide einige interessante Details. Etwa, dass Mangroven ihre Wurzeln über Wasser tragen, um Sauerstoff zu atmen, da im schlammigen Boden keine Nährstoffe vorhanden sind. Wenn die Flut dann bis zu drei Metern ansteigt, filtern sie Salz und Nährstoffe aus dem Wasser. Er erzählte uns auch, dass er bevor er Tourguide wurde, sich seinen Lebensunterhalt, wie viele andere Einheimische, mit stundenlangem Suchen nach Guariches (rote Mangrovenkrabben) in den schwer begehbaren und von Moskitos besiedelten Mangrovenwäldern bestritt. Um etwa zehn Tiere zu fangen, muss man eineinhalb Stunden im stinkenden Schlamm suchen. Nach einem langen Arbeitstag verkauft man dann 100 Stück für läppische zwölf Dollar. Eine harte und wenig wertgeschätzte Arbeit, welche vor unseren Augen meist verborgen bleibt.
Nach fast zwei Stunden Fahrt erreichten wir schließlich die Isla del Caño. Wenn es regnet, ist das Meer aufgewühlt, und Strömungen erschweren die Sicht unter Wasser. Doch wir hatten Glück, als wir mit Schnorchel und Flossen ins Wasser sprangen. Was von oben nicht sichtbar war, offenbarte sich nun unter uns. Eine geschäftige Welt unter Wasser mit großen und kleinen Fischen in grün und blau. Wir sahen auch einige gelbe und braune Kugelfische mit blauen Punkten.
Und plötzlich, wie aus dem Nichts, gleitete eine riesige echte Karettschildkröte (vom Aussterben bedroht) auf uns zu und unter uns hindurch. Sie bewegte sich mit einer Ruhe und Eleganz, die mich verzauberten. Ich drückte nur ganz fest die Hand meines Partners und spürte die Dankbarkeit darüber, dass wir diesen besonderen Moment gemeinsam erleben durften. Die Schildkröte graste entspannt noch eine Weile die Algen von den Korallenriffen ab und präsentierte uns ihren mit Flechten bewachsenen Panzer. Und ich dachte nur: das ganze Frieren hat sich doch gelohnt!
Danach legten wir an der Insel an, spazierten am Strand entlang und stiegen auf einen Aussichtspunkt hinauf, von dem aus wir nichts als blauen und grünen Nationalpark sahen. Eine perfekte Gelegenheit für Fotos.
Auf dem Rückweg machten wir Halt für ein reichhaltiges Mittagessen, und kurz bevor wir wieder den Hafen erreichten, entdeckten wir ein Krokodil, welches gemächlich den Strom entlang schwamm. Wir stiegen aus dem Boot – erfüllt und dankbar.
Hatte ich mich zu Beginn der Tour noch enttäuscht und pampig über die Wetterbedingungen ausgelassen, war ich nun von einer inneren Wärme erfüllt. Und würdest du mich nun fragen, ob sich der Ausflug gelohnt hat, wäre meine Antwort: Allemal. Reisen heißt auch, das Unplanbare zuzulassen und sich seiner Umgebung anzupassen. Lange haben wir uns nicht mehr so voller Leben gefühlt.
Wenn du so mutig oder blauäugig bist, wie wir, dann kannst du dieselbe Tour und viele weitere hier finden.



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